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30. Oktober 2024 | Erstellt von Redaktion Cyberriskmanager.de

IT-Resilienz von Krankenhäusern: Die Schlüsselrolle der IT im Gesundheitswesen

IT-Resilienz von Krankenhäusern

Unsere Welt ist digital. Jedes Unternehmen speichert und verarbeitet personenbezogene Daten, für deren Sicherheit es verantwortlich ist. Im Gesundheitswesen sind diese Daten besonders sensibel und ihr Verlust besonders schmerzhaft. Das Gesundheitswesen steht also vor neuen Herausforderungen, insbesondere im Bereich der IT-Sicherheit und -Resilienz. Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen sind auf eine Vielzahl von Technologien angewiesen, um Patientenversorgung, Verwaltung und medizinische Forschung zu ermöglichen. Eine der größten Bedrohungen ist jedoch die Anfälligkeit dieser Systeme gegenüber Cyberangriffen und technischen Ausfällen. Die IT-Resilienz von Krankenhäusern, also die Fähigkeit, sich von Störungen zu erholen und einen unterbrechungsfreien Betrieb aufrechtzuerhalten, wird zu einer entscheidenden Anforderung für moderne Krankenhäuser.

Die IT-Infrastruktur eines Krankenhauses umfasst Netzwerke, elektronische Gesundheitsakten (EHR), Medizingeräte, Telekommunikationssysteme und vieles mehr. Diese Systeme sind nicht nur für die Patientenversorgung von entscheidender Bedeutung, sondern auch für die Verwaltung, den klinischen Betrieb und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Ein einziger Systemausfall kann zu erheblichen Verzögerungen in der Behandlung, Fehlern bei der Patientenversorgung und sogar zu lebensbedrohlichen Situationen führen. Daher ist es unerlässlich, die IT-Resilienz in Krankenhäusern zu stärken, um eine kontinuierliche und sichere Versorgung zu gewährleisten.

Bedeutung der IT-Resilienz im Gesundheitswesen

Krankenhäuser stehen unter einem enormen Druck, ihre IT-Systeme auf dem neuesten Stand zu halten und gleichzeitig die Kosten zu kontrollieren. Dabei ist der Schutz sensibler Daten von Patienten von höchster Priorität. Ein IT-Ausfall oder eine Sicherheitslücke kann nicht nur finanzielle Verluste verursachen, sondern auch das Vertrauen der Patienten in das Krankenhaus stark beeinträchtigen.

Die Gesundheitsbranche ist ein primäres Ziel für Cyberkriminelle. Angreifer nutzen oft Schwachstellen in IT-Systemen aus, um Zugang zu vertraulichen Patientendaten zu erhalten, Ransomware zu verbreiten oder den Betrieb von Krankenhäusern lahmzulegen. Diese Bedrohungen erfordern von Krankenhäusern robuste IT-Resilienzmaßnahmen, um solche Angriffe abzuwehren und sich schnell zu erholen.

Neben Cyberbedrohungen gibt es auch interne Risiken, wie menschliche Fehler, technische Störungen oder veraltete Software und Hardware. Die IT-Resilienz eines Krankenhauses muss sich daher nicht nur auf den Schutz vor externen Angriffen konzentrieren, sondern auch auf die Minimierung von Betriebsstörungen durch interne Probleme.

Cyberangriffe auf Krankenhäuser: Risiken und Auswirkungen

Krankenhäuser sind aufgrund ihrer hohen Abhängigkeit von IT-Systemen und ihrer umfangreichen Sammlung sensibler Daten ein attraktives Ziel für Cyberangriffe. In den letzten Jahren gab es zahlreiche Vorfälle, bei denen Krankenhäuser Opfer von Ransomware-Angriffen wurden. Diese Art von Cyberangriff verschlüsselt kritische Daten und blockiert den Zugriff auf Systeme, bis ein Lösegeld gezahlt wird. Solche Angriffe können nicht nur den Krankenhausbetrieb erheblich stören, sondern auch das Leben von Patienten gefährden.

Ein bekanntes Beispiel ist der WannaCry-Ransomware-Angriff im Jahr 2017, der auch Gesundheitseinrichtungen weltweit betraf, weiß Professor Rüsche, Leiter der Arbeitsgruppe IT-Infrastrukturen der Hochschule Bochum. Mehrere Krankenhäuser mussten geplante Operationen und Notfalldienste absagen, da ihre IT-Systeme verschlüsselt waren. Dieser Vorfall unterstrich die kritische Notwendigkeit robuster Cybersicherheitsstrategien und einer starken IT-Resilienz im Gesundheitswesen.

Die Auswirkungen eines Cyberangriffs auf ein Krankenhaus sind weitreichend. Neben den unmittelbaren finanziellen Kosten für die Behebung des Schadens können auch rechtliche Konsequenzen aufgrund von Datenschutzverletzungen entstehen. Zudem kann das Vertrauen der Patienten in das Krankenhaus nachhaltig geschädigt werden.

Komponenten der IT-Resilienz von Krankenhäusern

Die IT-Resilienz eines Krankenhauses setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, die alle darauf abzielen, die Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen zu erhöhen und die schnelle Wiederherstellung des Betriebs sicherzustellen. Zu den wichtigsten Bereichen gehören:

a) Netzwerksicherheit und -architektur

Eine stabile und sichere Netzwerkinfrastruktur ist das Rückgrat eines jeden Krankenhauses. Krankenhäuser sollten auf mehrschichtige Sicherheitsmaßnahmen wie Firewalls, Intrusion-Detection-Systeme (IDS) und Netzwerksegmentierung setzen. Durch die Segmentierung können sensible Bereiche wie medizinische Geräte oder Patientendaten separat geschützt werden, sodass ein Angriff nicht das gesamte Netzwerk betrifft.

b) Datensicherung und Wiederherstellung

Ein wesentlicher Aspekt der IT-Resilienz ist die regelmäßige Sicherung von Daten. Krankenhäuser sollten redundante Backup-Lösungen implementieren, die sowohl lokal als auch in der Cloud gespeichert werden. Im Falle eines Ausfalls oder Angriffs muss das Krankenhaus in der Lage sein, schnell auf gesicherte Daten zuzugreifen, um den Betrieb fortzusetzen.

c) Redundante Systeme und Notfallpläne

Redundanz ist ein zentraler Bestandteil der IT-Resilienz. Kritische Systeme sollten mehrfach vorhanden sein, sodass bei einem Ausfall eines Systems sofort ein Ersatzsystem einspringen kann. Darüber hinaus sollten Krankenhäuser umfassende Notfallpläne entwickeln, die klare Schritte zur Wiederherstellung des IT-Betriebs enthalten. Diese Pläne müssen regelmäßig getestet und an aktuelle Bedrohungen angepasst werden.

d) Mitarbeiterschulung und Sensibilisierung

Menschliche Fehler sind oft eine der größten Schwachstellen in IT-Systemen. Daher ist die Schulung des Krankenhauspersonals im Umgang mit IT-Systemen und Cybersicherheitsrisiken unerlässlich. Regelmäßige Schulungen zur Erkennung von Phishing-Angriffen, der sicheren Nutzung von Passwörtern und dem sicheren Umgang mit vertraulichen Informationen können dazu beitragen, das Risiko menschlicher Fehler zu minimieren.

Herausforderungen bei der Implementierung von IT-Resilienzmaßnahmen

Die Stärkung der IT-Resilienz in Krankenhäusern ist mit einer Reihe von Herausforderungen verbunden. Eine der größten Hürden sind die begrenzten Budgets im Gesundheitswesen. Hier gibt es mittlerweile zwar mehr Möglichkeiten zur Finanzierung, wie Professor Rüsche hervorhebt: Beispielhaft kann hier das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) genannt werden. Krankenhäuser stehen jedoch oft vor der Entscheidung, entweder in medizinische Ausrüstung oder in IT-Infrastrukturen zu investieren. Dabei wird die Bedeutung der IT-Resilienz häufig noch unterschätzt.

Ein weiteres Problem ist die Integration neuer Technologien in bestehende Systeme. Viele Krankenhäuser verwenden ältere IT-Infrastrukturen, die schwer zu aktualisieren sind. Diese veralteten Systeme sind oft anfälliger für Cyberangriffe und technische Ausfälle. Die Modernisierung dieser Systeme erfordert nicht nur finanzielle Investitionen, sondern auch umfassende Planungen, um den Krankenhausbetrieb nicht zu stören.

Schließlich stellt die zunehmende Vernetzung von Medizingeräten eine weitere Herausforderung dar. Moderne medizinische Geräte sind oft direkt mit dem Krankenhausnetzwerk verbunden und können Ziel von Cyberangriffen werden. Die Absicherung dieser Geräte und die Gewährleistung ihrer ständigen Verfügbarkeit ist eine weitere wichtige Komponente der IT-Resilienz.

Lösungsansätze und Best Practices

Um die IT-Resilienz in Krankenhäusern zu verbessern, sollten Gesundheitseinrichtungen auf bewährte Verfahren und moderne Technologien setzen. Zu den Best Practices gehören:

  • Zero-Trust-Ansatz: Krankenhäuser sollten ein Zero-Trust-Modell implementieren, bei dem kein Benutzer oder Gerät automatisch vertraut wird. Jede Zugriffsanfrage muss authentifiziert und autorisiert werden.
  • Regelmäßige Risikoanalysen: Krankenhäuser sollten regelmäßig ihre IT-Systeme auf Schwachstellen und potenzielle Risiken hin überprüfen. Diese Analysen ermöglichen es, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen und Sicherheitslücken zu schließen.
  • Kollaboration mit externen IT-Sicherheitsexperten: Die Zusammenarbeit mit spezialisierten IT-Sicherheitsunternehmen kann Krankenhäusern helfen, ihre Resilienz zu stärken und sich auf neue Bedrohungen vorzubereiten.

Fazit

Die IT-Resilienz ist für Krankenhäuser von entscheidender Bedeutung, um den reibungslosen Betrieb der Gesundheitseinrichtungen in einer stark digitalisierten Welt zu gewährleisten. Angesichts der wachsenden Bedrohung durch Cyberangriffe und technologische Ausfälle müssen Krankenhäuser in ihre IT-Infrastrukturen investieren, um Ausfallzeiten zu minimieren und die Patientenversorgung nicht zu gefährden. Die Implementierung robuster Sicherheitsmaßnahmen, redundanter Systeme und umfassender Notfallpläne kann dazu beitragen, die Resilienz zu stärken und die Gesundheitseinrichtungen auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten.

Dieser Artikel wurde verfasst von

Prof. Dr. Simon F. Rüsche

Profilbild Professor Dr. Simon Rüsche

Leiter der Arbeitsgruppe ITK-Infrastrukturen und -Dienste an der Hochschule Bochum

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