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11. Juni 2025 | Erstellt von Redaktion Cyberriskmanager.de

Cyber-Risiko-Check für KMU: Die DIN SPEC 27076

DIN SPEC 27076

Cyberangriffe treffen längst auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) – oft unvorbereitet. Viele KMU scheuen jedoch komplexe Sicherheitsstandards. Die neue DIN SPEC 27076 bietet eine praxisnahe Lösung: Mit einem strukturierten Cyber-Risiko-Check lässt sich der aktuelle Sicherheitsstatus einfach und verständlich ermitteln. Unternehmen erhalten konkrete Maßnahmenempfehlungen und profitieren von attraktiven Fördermöglichkeiten. So gelingt der Einstieg in mehr IT-Sicherheit ohne Bürokratiemonster.

Cyberkriminalität macht vor niemandem Halt – schon gar nicht vor kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Oft gelten sie sogar als bevorzugte Ziele, weil ihre Schutzvorkehrungen lückenhaft sind. Ransomware, Phishing und Systemausfälle zählen zu den häufigsten Vorfällen.

Die Folgen können dramatisch sein: Betriebsunterbrechungen, Vertrauensverlust, Datenschutzverstöße und finanzielle Schäden. Gerade für KMU, die oft mit begrenzten Ressourcen arbeiten, kann das existenzbedrohend werden.

Dennoch scheuen viele Unternehmen den Einstieg ins Thema IT-Sicherheit. Zertifizierungen wie ISO 27001 oder der BSI IT-Grundschutz gelten als zu komplex, teuer und ressourcenintensiv.

Genau hier setzt die DIN SPEC 27076 an. Sie bietet einen praxisnahen, leicht umsetzbaren Cyber-Risiko-Check, der speziell für die Bedürfnisse von KMU entwickelt wurde.

Was ist die DIN SPEC 27076?

Die DIN SPEC 27076 ist ein 2023 veröffentlichter Standard des Deutschen Instituts für Normung (DIN). Entwickelt wurde er in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), IT-Dienstleistern und Versicherungsunternehmen.

Ziel:
KMU sollen die Möglichkeit erhalten, ihren IT-Sicherheitsstatus niedrigschwellig und standardisiert zu bewerten. Daraus lassen sich passgenaue Maßnahmen ableiten, um die IT-Sicherheit gezielt zu verbessern.

Die DIN SPEC 27076 richtet sich an Unternehmen mit:

  • bis zu 50 Mitarbeitenden
  • maximal 10 Mio. € Jahresumsatz
  • kein komplexes IT-System (z. B. keine eigene Entwicklungsabteilung)

Damit ist sie ideal für klassische Handwerksbetriebe, Dienstleister, kleine Produktionsunternehmen und Freiberufler geeignet.

Aufbau des Cyber-Risiko-Checks

Kern der DIN SPEC 27076 ist ein strukturiertes Checkgespräch mit einem qualifizierten IT-Dienstleister oder Berater. Dabei werden folgende 6 Themenfelder systematisch beleuchtet:

  1. IT-Organisation
    Wie ist die IT in der Organisation verankert? Gibt es klare Verantwortlichkeiten?
  2. IT-Systeme
    Welche Systeme und Infrastrukturen kommen zum Einsatz? Wie werden sie gewartet und aktualisiert?
  3. IT-Dienstleister
    Wer unterstützt das Unternehmen bei IT-Themen? Wie ist der Zugriff Dritter geregelt?
  4. IT-Sicherheit
    Welche Sicherheitsmaßnahmen bestehen bereits (z. B. Firewalls, Virenschutz, Zugriffskontrollen)?
  5. Daten und Anwendungen
    Wie werden Daten verarbeitet und geschützt? Gibt es Regelungen für Backup und Verschlüsselung?
  6. Notfallmanagement
    Gibt es Pläne und Verfahren für den Umgang mit IT-Notfällen und Sicherheitsvorfällen?

So läuft der Cyber-Risiko-Check ab

  1. Vorbereitung
    Nach der Kontaktaufnahme erfolgt ein erstes Briefing und die Abstimmung der Rahmenbedingungen.
  2. Checkgespräch
    In der Regel dauert das Gespräch 2 bis 4 Stunden und kann remote oder vor Ort durchgeführt werden. Dabei werden die 6 Themenfelder systematisch durchgearbeitet.
  3. Auswertung
    Der IT-Dienstleister erstellt im Anschluss einen maßgeschneiderten Bericht. Dieser zeigt klar auf, wo Handlungsbedarf besteht.
  4. Ergebnisgespräch
    Im Rahmen eines zweiten Gesprächs werden die Ergebnisse präsentiert und konkrete Prioritäten für die Umsetzung festgelegt.
  5. Umsetzung
    Je nach Wunsch unterstützt der Dienstleister das Unternehmen bei der schrittweisen Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen.

Wichtig:
Der Cyber-Risiko-Check ist keine Zertifizierung im klassischen Sinn. Es geht vielmehr um eine pragmatische Standortbestimmung und Verbesserungsempfehlung.

Vorteile für KMU

Der Cyber-Risiko-Check nach DIN SPEC 27076 bietet Unternehmen eine Reihe handfester Vorteile:

  • Niedrigschwellig und schnell umsetzbar
  • Standardisierte und nachvollziehbare Methodik
  • Kostentransparenz (oft wenige Tausend Euro)
  • Klare und umsetzbare Empfehlungen
  • Signal an Geschäftspartner und Kunden, dass man IT-Sicherheit ernst nimmt
  • Anknüpfungspunkt für Versicherungen und Cyberpolicen
  • Geringer interner Zeitaufwand

Gerade für Unternehmen, die bisher keine strukturierte IT-Sicherheitsstrategie verfolgt haben, ist der Cyber-Risiko-Check ein idealer Einstieg.

Fördermöglichkeiten nutzen

Ein zusätzlicher Vorteil: Der Cyber-Risiko-Check wird vielerorts öffentlich gefördert.

Beispiele:

  • Go-Digital (BMWK): Bis zu 50 % Zuschuss, maximal 16.500 € Förderung für IT-Sicherheitsberatung.
  • Digitalbonus Bayern: Zuschüsse für Digitalisierungs- und Sicherheitsmaßnahmen.
  • MID-Digitale Sicherheit NRW: Bis zu 15.000 € Förderung.

Oft lassen sich die Kosten für den Cyber-Risiko-Check vollständig oder zum Großteil über Förderprogramme decken.

Tipp: Es lohnt sich, vorab die Fördermöglichkeiten bei der regionalen IHK, dem BMWK oder dem IT-Dienstleister abzufragen.

DIN SPEC 27076: Kleine Schritte, große Wirkung

Gerade für KMU ohne eigene IT-Abteilung bietet der Cyber-Risiko-Check nach DIN SPEC 27076 einen niederschwelligen Einstieg in das Thema Cyber-Sicherheit.

Statt sich in komplexen Standards zu verlieren, können Unternehmen schnell und pragmatisch Verbesserungen umsetzen – und dabei von öffentlicher Förderung profitieren.

Wichtig ist, überhaupt aktiv zu werden. Denn in Zeiten zunehmender Bedrohungen bleibt Inaktivität das größte Risiko.

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